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HIBB - das neue Zentrum für Begabungsförderung in Hessen

Interview mit Anja Schöpe, Hessisches Kultusministerium

Datum

05/2022

 

Vorstellung des „HIBB“ beim Karg Fachforum Beratung - DAs neue hessische Innovations- & Beratungszentrum für Begabungsförderung 

 

IM INTERVIEW: ANJA SCHÖPE
Hessisches Kultusministerium Wiesbaden  

Hessisches Kultusministerium: Begabten- und Begabungsförderung

Anlässlich des  KARG FACHFORUMS BERATUNG  im Mai 2022 und des dort gehaltenen Vortrags zum Hessischen Innovations- und Beratungszentrum für Begabungsförderung „HIBB“ fragte Christine Koop, Ressortleiterin Beratung, bei Anja Schöpe, der Leiterin des Referats „Qualitätsentwicklung, Förderung leistungsstarker Schülerinnen und Schüler“ im Hessischen Kultusministerium, nach, was es genau ist und an wen sich seine Angebote richten.  

Die individuelle Förderung hochbegabter, leistungsstarker und potenziell besonders leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler ist auch in Hessen eine zentrale Aufgabe von Schulen. Unterstützung erhalten diese dabei von verschiedenen Seiten. Damit alle Akteure künftig noch besser zusammenarbeiten können, entsteht derzeit das Hessische Innovations- und Beratungszentrum für Begabungsförderung (HIBB). Sein Aufbau ist eine von drei Projektsäulen im Kooperationsprojekt der Karg-Stiftung mit dem Hessischen Kultusministerium  Karg Campus Hessen. Die Karg-Stiftung nimmt dabei eine beratende Rolle ein. 


 

FRAU SCHÖPE, ERKLÄREN SIE UNS BITTE: WAS IST DAS HESSISCHE INNOVATIONS- UND BERATUNGSZENTRUM FÜR BEGABUNGSFÖRDERUNG (HIBB)? 

Das HIBB ist kein Ort, sondern ein Netzwerk, zu dem alle Personen und Institutionen zählen, die im Auftrag des Hessischen Kultusministeriums die landesweite Beratung sowie Schul- und Unterrichtsentwicklung im Schwerpunkt „Begabungs- und Begabtenförderung“ unterstützen. Die Leitung liegt bei uns als Fachreferat des Kultusministeriums, die Steuerung gewährleistet eine gemeinsame Steuergruppe mit Vertreter:innen der jeweiligen Akteure und Institutionen im HIBB-Netzwerk. Ziel ist es, unsere Schulen systematisch und einheitlich ausgerichtet darin zu unterstützen, leistungsstarke, potenziell besonders leistungsfähige sowie hochbegabte Schülerinnen und Schüler möglichst optimal individuell zu fördern

Welche Herausforderungen in der schulischen Begabtenförderung gibt es aktuell, die Sie dazu bewogen haben, das HIBB zu etablieren? 

Den maßgeblichen Anstoß gab die gemeinsame Initiative aller Länder und des Bundes „Leistung macht Schule“. Sie hat in Hessen zu einer strategischen Neuausrichtung geführt. Der bisher auf die Förderung hochbegabter Schülerinnen und Schüler begrenzte Auftrag hat sich um die Gruppe der potenziell leistungsfähigen und leistungsstarken Schülerinnen und Schüler deutlich erweitert. Das ist untrennbar verbunden mit einem Verständnis der Begabungs- und Begabtenförderung als einem elementaren Bereich individueller Förderung und damit als Kernaufgabe des Unterrichts aller Schulen. In Hessen ist das durchaus ein Paradigmenwechsel, der auch zur Neuausrichtung und Erweiterung der Unterstützung unserer Schulen führt.

Erklären Sie uns bitte am Beispiel einer Lehrperson etwas genauer, bei welchen Anliegen und auf welche weise das HIBB ihr weiterhelfen KANN.

Die einzelne Lehrperson und die Schule sind die Zielgruppen des HIBB - sie stehen im Mittelpunkt. Die Angebote des HIBB unterstützen sie darin, ihre Kernaufgabe der individuellen Förderung mit hoher (Selbst-)Wirksamkeit wahrzunehmen - auch in Bezug auf Kinder und Jugendliche mit hohem Leistungspotenzial. Hierfür soll jede Lehrperson und Schule Zugang zu dem haben, was sie in ihrer jeweiligen Situation benötigt und stärkt. So wollen wir ihnen quasi als „Serviceleistung“ zu ihrer zeitlichen Entlastung alles, was sehr gut auch zentral gestaltet werden kann, abnehmen und bereitstellen. Zudem wollen wir sie bei der Bewältigung besonderer Herausforderungen unterstützen, z.B. bei Einzelfällen mit besonderen Schwierigkeiten, und ihnen die Möglichkeit für eine gezielte persönliche Weiterentwicklung bieten, wenn sie für sich diesen Bedarf identifizieren. 

Welche Formen der Unterstützung gibt es für Lehrpersonen KONKRET? 

Die Lehrpersonen können beispielsweise bei besonders profilierten Multiplikatorschulen hospitieren und kollegiale Beratungsangebote wahrnehmen. Auch regionale schulische Netzwerke dienen dem Mit- und Voneinanderlernen. Zudem bieten Qualifizierungsangebote für schulinterne Teams kollegiale Beratung im Themenfeld „Begabungs- und Begabtenförderung“. 

Und wenn ich als Lehrperson für bestimmte Schüler Möglichkeiten der Unterstützung suche?

Dann finden Sie in einer digitalen Lehr-Lern-Umgebung vielfältige Tools, Instrumente und Materialien für die Begabungs- und Begabtenförderung. Zur Ergänzung des Regelunterrichts und zur Erweiterung des schulischen Ganztagsangebots oder von schulischen Förderkursen können Sie auf spezielle Kurse zur zusätzlichen Förderung begabter Schülerinnen und Schüler zurückgreifen. 

Manchmal WEISS MAN troTZ FORTBILDUNG UND KONKRETEr BEISPIELE nicht MEHR weiter. WAS KANN eine Schule DANN TUN? 

Bei Einzelfällen mit besonderen Herausforderungen stehen Lehrpersonen außerhalb der eigenen Schule beispielsweise „Regionaltandems“ zur Verfügung, die aus besonders qualifizierten schulpsychologischen und pädagogischen Ansprechpersonen bestehen und sie in ihren Fragen beraten können. Zudem gibt es für solche Fälle regionale und landesweite Beratungs- und Informationsangebote für Eltern sowie Schülerinnen und Schüler, um die Schulen und Lehrpersonen bei dieser Aufgabe zu entlasten

DIE „REGIONALTANDEMS“ (BESTEHEND AUS PÄDAGOG:INNEN UND SCHULPSYCHOLOG:INNEN) - WELCHE AUFGABEN HABEN SIE UND WIE KANN EINE SCHULE SIE KONTAKTIEREN

Da sind wir noch im Prozess, diese Aufgaben gemeinsam zu schärfen. Ziel ist insbesondere, unsere Lehrpersonen und Schulen vor Ort an den Stellen zu unterstützen, die ihre unmittelbaren Aufgaben und Handlungsmöglichkeiten überschreiten. Des Weiteren gehören der Aufbau und die Begleitung regionaler Schulnetzwerke und die Gestaltung regionaler Beratungs- und Fortbildungsangebote zu den Aufgaben der Regionaltandems. Lehrpersonen können sie direkt im Staatlichen Schulamt per Mail oder Telefon erreichen. 

Das Hessische Kultusministerium kooperiert schon viele Jahre mit der Beratungsstelle BRAIN an der Universität Marburg. Wird sie auch in das HIBB eingebunden sein? 

Ja, auch die Beratungsstelle BRAIN wird zum HIBB-Netzwerk gehören. Gemeinsam mit Herrn Prof. Dr. Schwinger, dem neuen Leiter von BRAIN, sind wir dabei, die veränderte Rolle der Beratungsstelle in dem neu entstehenden HIBB-Netzwerk zu gestalten. So nimmt BRAIN z.B. bereits jetzt die neue Aufgabe als maßgeblicher Akteur im Projekt „Digitale Drehtür Hessen für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler“ wahr. 

An wen WENDEN sich Eltern am besten, WENN Sie Rat zur schulischen Förderung ihres Kindes suchen? 

Auch bei dieser Aufgabe steht die Stärkung der einzelnen Schule im Mittelpunkt. Sie ist in der Regel für ratsuchende Eltern die erste Anlaufstelle. Das HIBB schafft allgemeine Beratungs- und Informationsangebote, die die Schule in dieser Aufgabe unterstützen und die sich gut zentral bereitstellen lassen. Das entlastet Schulen zeitlich und unterstützt Lehrpersonen bei Bedarf, wie z.B. bei Einzelfällen mit besonderem Beratungs- und Unterstützungsbedarf. Manchmal kann das bedeuten, dass Eltern auch direkt durch unsere Regionaltandems beraten werden. 

Das sind wirklich viele Angebote!
Wo finden Lehrpersonen, Schulen und Eltern denn Informationen zum HIBB? An wen können sie sich wenden? 

Da wir noch in der Aufbauphase sind, gibt es diese zentrale Informationsmöglichkeit zum HIBB in seiner Gesamtheit derzeit noch nicht. Lehrpersonen finden die HIBB-Fortbildungsangebote auf der entsprechenden Internetseite der Hessischen Lehrkräfteakademie und können sich per E-Mail oder telefonisch direkt an die Regionaltandems ihres Staatlichen Schulamts wenden. Informationen über die Beratungsstelle BRAIN stehen im Internet zur Verfügung. Wenn darüber hinaus Fragen bestehen, können diese gerne direkt an mich gerichtet werden (am besten per E-Mail).  

Vielen Dank, Frau Schöpe - Wir wünschen alles Gute für die weitere Umsetzung des HIBB! 

 




ZUR PERSON & INSTITUTION:


Anja Schöpe ist Ministerialrätin im Hessischen Kultusministerium. Sie ist Gymnasiallehrerin und war als stellvertretende Schulleiterin sowie als Referentin im Gymnasialreferat des Hessischen Kultusministeriums tätig, bevor sie 2017 die Leitung des Referats „Qualitätsentwicklung, Förderung leistungsstarker Schülerinnen und Schüler“ übernommen hat.

Hessisches Kultusministerium 
Luisenplatz 10 
65185 Wiesbaden 

Weiterführende Infos

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Aktivitäten

  • Karg Aktivitäten

    Mit unseren Angeboten zur verbesserten Information und Qualifizierung von Kita, Schule und Beratungsstellen bringen wir das Bildungssystem in der Begabtenförderung voran: Karg Campus, Karg Impulskreise, Karg Partner Projekte, Karg Fachmedien.

  • Karg Fachmedien

    Unsere Publikationen bieten Grundlagen- und Professionswissen zum Thema Hochbegabung und orientieren in der Begabtenförderung.

  • Karg Campus

    Unser Qualifizierungskonzept ermöglicht Kitas, Schulen und Beratungsstellen die Entwicklung in der Begabtenförderung. Die Karg Campus Projekte schaffen in den Bundesländern nachhaltige Angebote und Strukturen zur Förderung Hochbegabter.

  • Karg Impulskreise

    Unsere interaktive Fortbildungsmethode orientiert pädagogische und psychologische Fachkräfte im Finden und Fördern Hochbegabter. Wir bilden Moderator:innen aus, die in den landeseigenen Fortbildungssystemen vieler Bundesländer Grundlagenwissen der Begabtenförderung vermitteln.

  • Karg Partner

    In Modellprojekten finden wir mit unseren Partnern in Bildungspraxis und -wissenschaft Antworten auf Zukunftsfragen in der Begabtenförderung.

  • Karg Wissenschaft

    Mit der Karg Wissenschaftsförderung generieren wir Erkenntnisse zu Schlüsselfragen der Begabtenförderung, die bisher für Forschung und Praxis unzureichend erschlossen sind. 

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