...alle, die professionell mit der Förderung hochbegabter und leistungsstarker Kinder befasst sind:
Pädagogen und Psychologen, Verantwortliche in Bildungspolitik und -verwaltung sowie Eltern
Pressemitteilung vom 17. Oktober 2023
10/2023
Karg-Stiftung fördert mit William Stern Programm junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Begabungsforschung
FRANKFURT AM MAIN, 17. Oktober 2023
Mit dem William Stern Programm will die Karg-Stiftung junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermutigen, sich des Feldes der Begabtenförderung anzunehmen und damit der Begabungs- und Begabtenforschung neue Impulse zu geben. Die ersten Projekte des Programms starten nun, die zweite Bewerbungsphase läuft an.
Die gewonnen Erkenntnisse, wie Kinder am besten gefördert werden können, sollen in der Praxis zu mehr Begabungsgerechtigkeit führen. Denn Deutschland hat nach wie vor eines der undurchlässigsten Bildungssysteme weltweit. Kinder, die in benachteiligten Umgebungen aufwachsen, erhalten häufig immer noch nicht die ihren Potenzialen entsprechende Förderung. Hochbegabung bleibt hier oft unentdeckt.
Ab sofort können sich Promotionsinteressierte, sowie Forschende in einer fortgeschritteneren Phase ihrer wissenschaftlichen Laufbahn (Postdoc) im Tandem mit einer promotionsinteressierten Person bewerben. Bewerbungsschluss ist der 10. Januar 2024.
Forschungsideen mit Bezug zu folgenden Schwerpunktbereichen sind besonders willkommen:
Begrüßt werden insbesondere auch Metaanalysen und systematische Reviews als eine Grundlage für evidenzbasierte Praxis.
Die Förderung wird wie folgt umgesetzt: Die Projektmittel werden direkt an die Institution der Geförderten vergeben. Förderfähig sind grundsätzlich öffentliche sowie gemeinnützige Lehr- und Forschungseinrichtungen, auch mit internationaler Beteiligung. Die Mittel können für Gehälter der Geförderten verwendet werden (bei Promovierenden 75 %, bei Postdocs bis max. 50 %) sowie für Hilfskräfte, Sachmittel, Publikationskosten, berufliche Reisen und Probandenvergütungen. Im Rahmenprogramm werden (u. a. digitale) Veranstaltungen die Orientierung im Rahmen des Neu- bzw. Quereinstiegs in das Themenfeld Hochbegabung ermöglichen. Daneben stehen der fachliche Austausch sowie die interdisziplinäre Vernetzung der Geförderten miteinander und mit bereits im Thema etablierten Forschenden im Mittelpunkt. Zudem unterstützt die Stiftung die Teilnehmenden bei dem Transfer ihrer Ergebnisse in die Praxis. Gute Wissenschaftskommunikation und eine transparente Wissenschaftspraxis (Open Science) sind der Stiftung ein besonderes Anliegen, denn damit werden die gewonnenen Erkenntnisse sowie die Forschungsdaten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Im Oktober 2022 schrieb die Karg-Stiftung erstmals ihr neues Forschungsförderprogramm für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler im Bereich der angewandten Begabungsforschung aus. Das William Stern Programm, das mit seinem Namen an den aus Deutschland vertriebenen jüdischen Psychologen erinnert, soll neue Forschung im Thema Hochbegabung anregen, Forschende für das Thema gewinnen und ihnen den Einstieg in eine wissenschaftliche Laufbahn ermöglichen. Pro Jahr stehen insgesamt bis zu 500.000 Euro für entsprechende Projekte zur Verfügung. Im Herbst 2023 starten nun die ersten beiden ausgewählten Forschungs-Tandems, jeweils bestehend aus einem Postdoc und einer Doktorandin.
In den beiden ausgewählten Projekten werden frei verfügbare digitale Tools für die schulische Praxis entwickelt. Sie liefern neue Erkenntnisse, wie digitale Angebote die psychologische und pädagogische Diagnostik, Förderung und Beratung rund um die Hochbegabung verbessern können. Diese Frage ist eines der Schwerpunktthemen im William Stern Programm. Überzeugende Konzepte für Open Science und Wissenschaftskommunikation stellen sicher, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den Projekten den Weg in die Praxis finden und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Von November 2023 bis Oktober 2026 forschen dazu Alicia Battenfeld und Dr. Till Utesch an der Universität Münster. Ziel des Projekts ist die Entwicklung, Verbreitung und Etablierung eines objektiven, reliablen und validen, multidimensionalen Tests zur Erfassung der Sprachlernbegabung (SBT) in Deutschland, der als Instrument der pädagogischen Diagnostik von Lehrkräften anwendbar ist. Der Test soll insbesondere das Erkennen von hohen Sprachlernbegabungen auch bei den in der Begabtenförderung unterrepräsentierten mehrsprachigen Schüler:innen ermöglichen - und damit eine begabungsgerechte Förderung. Der Test wird anschließend als Open-Source veröffentlicht.
Das Forschungs-Tandem aus Münster:
Alicia Battenfeld, M.Sc., studierte Englisch, Sozialwissenschaften, Deutsch als Fremdsprache und Ökonomik an der Universität Münster. Erste Erfahrungen im Bereich der Sprachlernbegabung und Sprachförderung sammelte sie während ihrer Arbeit mit Geflüchteten in Deutschland und in einem Geflüchtetencamp in Griechenland als Englisch- und Deutschlehrerin. Hierbei fiel ihr auf, wie schnell Kinder, die beispielsweise durch Migration und Flucht mehrsprachig aufwachsen, neue Sprachen lernen können und, dass sie häufig eine große Begabung aufweisen, die jedoch oft unentdeckt bleibt. Seitdem interessiert sie sich für die Begabungsforschung und möchte dazu beitragen, die Diagnostik und Förderung von Kindern mit Sprachlernbegabung weiterzuentwickeln.
„An dem Projekt zur Sprachlernbegabung begeistert mich besonders, durch die Professionalisierung der Begabungsdiagnostik zu einem bildungsgerechteren Schulsystem beizutragen. Mit Hilfe des Forschungsprojektes möchte ich daran mitwirken, Kindern und Jugendlichen, die über unentdecktes Sprachtalent verfügen, neue Perspektiven zu eröffnen und deren Begabung gezielter zu fördern“, so Alicia Battenfeld.
Jun.-Prof. Dr. Till Utesch promovierte in Sportpsychologie und ist Juniorprofessor in der Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik (Pädagogische Diagnostik und Potenzialentwicklung) an der Universität Münster. Er arbeitet aktuell in verschiedenen Projekten mit nationalen sowie internationalen Kooperationspartner:innen interdisziplinär (Sportwissenschaft, Erziehungswissenschaft, Psychologie, Informatik, Medizin, Fachdidaktiken), grundlagen- und anwendungsorientiert zusammen. Sein Forschungsportfolio umfasst diagnostische Fragen und Fragen der motorischen und psychosozialen Entwicklung von Heranwachsenden sowie Gesundheit und Gesundheits-verhalten. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Beforschung des digitalen Wandels und dessen Einfluss auf das Verhalten in Freizeit und Arbeitskontexten (z.B. Nutzung von Fitnessapps). Den ersten Kontakt zur Begabungsforschung hatte er im Studium durch ein Forder-Förder-Projekt, in welchem er begabte Schülerinnen und Schüler bei einer Projektarbeit begleitete.
„Guter binnendifferenzierter Unterricht betrifft alle Schülerinnen und Schüler, auch die Begabten. Nur dann ist inklusiver Unterricht vollständig gedacht. Eine Voraussetzung dafür ist eine verlässliche Diagnostik von Lernvoraussetzungen. Wir planen, dass das digitale Diagnoseinstrument ein effektives und gerechtes Kompetenzmanagement im Bereich des Sprachenlernens ermöglicht. Hierfür entwickeln wir auch entsprechende Fortbildungen“, erklärt Utesch.
Von Oktober 2023 bis März 2027 wird an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (JGU) an der Entwicklung eines innovativen digitalen Lerntagebuchs geforscht, das die Lernprozesse von hochbegabten Schülerinnen und Schülern durch automatisch generiertes individuelles Feedback unterstützt und so zu einer begabungsgerechten Förderung beiträgt. Das Lerntagebuch soll Underachievement – auch präventiv – entgegenwirken, anschließend wird es als Open-Source-Software veröffentlicht. Underachievement kann vorliegen, wenn trotz eines sehr hohen Leistungspotenzials und einer überdurchschnittlichen Intelligenz der Kinder und Jugendlichen nur mäßige oder schlechte Schulleistungen erreicht werden.
Das Forschungs-Tandem aus Mainz:
Franziska Zmatlik, M.Sc., studierte Psychologie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Aus ihrer Masterarbeit zum Thema Glück und Lebenszufriedenheit entwickelte sie Fragen für ihre zukünftige Forschung, die die Themen Lernen, Zielsetzung und -erreichung sowie Lebenszufriedenheit und Glück miteinander verknüpfen. Zu verstehen, wie hochbegabte Kinder und Jugendlichen lernen, Wissen verstehen und Ideen weiterentwickeln, kann auch anderen helfen, ihr Potenzial zu entdecken. Mit ihrer Forschung will sie Kinder und Jugendliche, Hoch- und Normalbegabte, dabei unterstützen, erfolgreicher zu lernen, die Freude am Lernen zu erleben, ihre Ziele zu erreichen und dadurch ein glückliches und selbstbestimmtes Leben zu führen.
„Ich will mit unserem Projekt jungen Menschen mit außergewöhnlichen Begabungen helfen, ihr eigenes Potenzial und ihre eigenen Stärken besser herauszufinden und dadurch in der Schule - aber auch außerhalb - zufriedener und erfolgreicher zu sein.“
Dr. Henrik Bellhäuser promovierte in der Psychologie an der Technischen Universität Darmstadt und ist Postdoktorand am Fachbereich Psychologie in den Bildungswissenschaften an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich des selbstregulierten Lernens mit digitalen Medien und der algorithmischen Gruppenbildung. Er hat Best-Paper-Awards und Lehrpreise erhalten, verfügt über langjährige Erfahrung in interdisziplinären Forschungsprojekten mit Kooperationspartnern u.a. aus der Informatik, der Mathematikdidaktik, der Wirtschaftspädagogik, den Ingenieurwissenschaften, der Medizin, den Wirtschaftswissenschaften, der Chemie und der Biologie.
Sein zentrales Forschungsthema, das selbstregulierte Lernen, erschien ihm im Rahmen der Begabtenförderung als besonders relevant, weil Hochbegabte aufgrund ihrer hohen Intelligenz oftmals wenig Selbstregulationsstrategien entwickeln. Somit könnten Selbstregulationsinterventionen - wie z.B. das digitale Lerntagebuch im DigiLIFE-Projekt - möglicherweise die Entstehung von Underachievement verhindern oder zumindest abschwächen.
„Lerntagebücher haben sich in vielen Studien bewährt als Methode, um das Lernen besser zu strukturieren und die eigenen Ziele zu erreichen. Wir entwickeln nun erstmals ein digitales Lerntagebuch, das auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten von hochbegabten Schülerinnen und Schülern angepasst ist“, beschreibt Bellhäuser seine Motivation.
Erste Ausschreibung: Oktober 2022 // Bewerbungsschluss: 31.01.2023
Zweite Ausschreibung: Oktober 2023 // Bewerbungsschluss: 10.01.2024
Wer kann sich bewerben?
Im Sinne einer unabhängigen Finanzierung von Anfang an sind Promotionsinteressierte selbst antragsberechtigt sowie Forschende in einer fortgeschritteneren Phase ihrer wissenschaftlichen Laufbahn (Postdoc) im Tandem mit einer promotionsinteressierten Person.
Wie wird gefördert?
Die Projektmittel werden direkt an die Institution der Geförderten vergeben. Förderfähig sind grundsätzlich öffentliche sowie gemeinnützige Lehr- und Forschungseinrichtungen, auch mit internationaler Beteiligung. Die Mittel können für Gehälter der Geförderten verwendet werden (bei Promovierenden 75 %, bei Postdocs bis max. 50 %) sowie für Hilfskräfte, Sachmittel, Publikationskosten, berufliche Reisen und Probandenvergütungen.
Rahmenprogramm / Unterstützung
(Digitale) Veranstaltungen ermöglichen die Orientierung im Rahmen des Neu- bzw. Quereinstiegs in das Themenfeld Hochbegabung. Daneben stehen der fachliche Austausch sowie die interdisziplinäre Vernetzung der Geförderten miteinander und mit bereits im Thema etablierten Forschenden im Mittelpunkt. Zudem unterstützt die Stiftung die Teilnehmenden in der Wissenschaftskommunikation, der Öffentlichkeitsarbeit, der Dissemination sowie bei dem Transfer in die Praxis.
Ansprechpartnerin William Stern Programm
Dr. Anne-Kathrin Stiller, Projektleitung Beratung
Anne-Kathrin.Stiller@karg-stiftung.de
KARG-STIFTUNG
Unser Auftrag ist die Förderung des hochbegabten Kindes in Kita, Schule und Beratung. Nah am Menschen und dem Bildungsalltag suchen wir gute Ideen und begleiten praxisnah in der Begabtenförderung. Wir klären den Bedarf, knüpfen Netzwerke und entwickeln Konzepte. Wir beraten, informieren und qualifizieren in der Begabtenförderung. Gemeinsam mit Politik, Wissenschaft und Praxis schaffen wir so ein allseits gerechtes Bildungssystem. Denn dieses ermöglicht auch Kindern und Jugendlichen mit hohem intellektuellem Potenzial die Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Die Karg-Stiftung, von dem Unternehmer Hans-Georg Karg und seiner Frau Adelheid Karg 1989 errichtet, ist verlässliche Partnerin und treibende Kraft der Begabtenförderung in Deutschland.
Sabine Wedemeyer
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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Mit unseren Angeboten zur verbesserten Information und Qualifizierung von Kita, Schule und Beratungsstellen bringen wir das Bildungssystem in der Begabtenförderung voran: Karg Campus, Karg Impulskreise, Karg Partner Projekte, Karg Fachmedien.
Unsere Publikationen bieten Grundlagen- und Professionswissen zum Thema Hochbegabung und orientieren in der Begabtenförderung.
Unser Qualifizierungskonzept ermöglicht Kitas, Schulen und Beratungsstellen die Entwicklung in der Begabtenförderung. Die Karg Campus Projekte schaffen in den Bundesländern nachhaltige Angebote und Strukturen zur Förderung Hochbegabter.
Unsere interaktive Fortbildungsmethode orientiert pädagogische und psychologische Fachkräfte im Finden und Fördern Hochbegabter. Wir bilden Moderator:innen aus, die in den landeseigenen Fortbildungssystemen vieler Bundesländer Grundlagenwissen der Begabtenförderung vermitteln.
In Modellprojekten finden wir mit unseren Partnern in Bildungspraxis und -wissenschaft Antworten auf Zukunftsfragen in der Begabtenförderung.
Mit der Karg Wissenschaftsförderung generieren wir Erkenntnisse zu Schlüsselfragen der Begabtenförderung, die bisher für Forschung und Praxis unzureichend erschlossen sind.